Flugziele/Franche-Comté
Die Franche-Comté

Eine häufig von Piloten übersehene oder zumindest etwas vernachlässigte Region Frankreichs ist die im Osten des Landes gelegene Franche-Comté, mit Ihrer Hauptstadt Besançon. Dabei hat sie fliegerisch und touristisch eine Menge zu bieten. Außerdem ist sie insbesondere von den südlichen Teilen Deutschlands aus in weniger als zwei Flugstunden erreicht, also sogar für Tagestrips gut geeignet. Sie grenzt im Osten an das südliche Elsass, im Süden an die Schweiz und im Nordwesten an das Burgund. Im Zuge der Zusammenlegung zahlreicher französischer Regionen zu riesigen Großregionen wurde die Region Franche-Comté zwar 2016 mit der benachbarten Region Burgund zur Region "Bourgogne-Franche-Comté" fusioniert, soll aber hier dennoch weiterhin als eigenständige "Region" behandelt sein.

Die zwischen den Vogesen und dem Jura gelegene, historische Region Franche-Comté („Freie Grafschaft“) ist ein sehr schönes Ziel. Dennoch hat man den Eindruck, dass für viele Piloten diese Region höchstens eine kurzer Tankstopp auf dem Weg von Deutschland nach Südfrankreich wert ist, denn der Weg durch die so genannte „Burgundische Pforte“ ist ein beliebtes VFR-Schlechtwetterrouting in Richtung Südwesten. Ihnen ist die Region häufig maximal aufgrund des namensgleichen Comté-Käses bekannt... 

Bevor wir zu den einzelnen Zielen kommen, ein paar Worte zum Thema Routing für IFR-Piloten: Eurocontrol-konforme Low-Level-Routings durch das Elsass und Lothringen Richtung Franche-Comté sind aufgrund der zahlreichen und großen Beschränkungsgebiete leider meist mit recht großen, teilweise sogar absurden Umwegen versehen. Hier kann man teilweise etwas mittels Fly-Over Points mit seinem Lieblings-Flugplanungsprogramm spielen bis das Ganze zumindest halbwegs akzeptabel ist. Wichtig ist wie immer, dass das Routing im Großen und Ganzen geradeaus geht und durch die gewünschten Sektoren führt; einzelne „Zacken“ werden sowieso zu 99% durch ATC im Fluge begradigt, insofern die Luftraumsituation es erlaubt.

Auch VFR-Flugplanungen erscheinen auf den ersten Blick sehr komplex. Doch selbst unter der Woche sind Durchflüge durch die meisten LF-Rs in der Regel möglich. Der Durchflug durch die TMAs von Strasbourg und Metz sowie die militärische CTR von Luxeuil werden ohnehin zu 100% genehmigt. Man sollte also durchaus etwas offensiv (also direkt) planen und lediglich den (eher wenigen und kleinen) LF-Ps ausweichen sowie eventuell aktive RTBA-Abschnitte berücksichtigen.

Siehe auch meinen Artikel "Franche-Comté" im Abschnitt "Impressionen".

Besançon

Die reizvolle Hauptstadt der Franche-Comté, Besançon, liegt im Zentrum der Region und ist einen Besuch unbedingt wert. Sie hat knapp 120.000 Einwohner und liegt in einer Schleife des Flusses Doubs. Während der Zeit des Römischen Reichs spielte sie unter dem Namen Vesontio eine wichtige Rolle. Heute bietet sie eine außerordentlich hohe Lebensqualität. Dank ihres reichen historischen und kulturellen Erbes und ihrer einzigartigen Architektur trägt Besançon seit 1986 die Auszeichnung „Stadt der Kunst und Geschichte“.

Für eine Erkundigung Besançons selbst empfehle ich Fahrräder als Fortbewegungsmittel; an jeder Ecke sind dort Leihfahrräder abgestellt. Hierzu sollte man sich vorher unter www.velocite.besancon.fr registrieren; Besançon hat genau die richtige Größe, um pedalierend erkundet zu werden. Insbesondere kann man nahezu komplett am Fluss Doubs entlang um die Altstadt herumfahren. Diese ist von prächtigen Wohnhäusern aus dem 16. und  17. Jahrhundert sowie natürlich zahlreichen Kirchen geprägt. Dazu kommen mehrere erhaltene Gebäude aus der Römerzeit, allen voran die Porte Noire und der Square Castan. Absolutes Highlight der Stadt ist aber natürlich die oberhalb des Stadtzentrums thronende, von Vauban entworfene Zitadelle. Dieses riesige, knapp 150 Meter höher als die Stadt liegende Bauwerk ist deren Wahrzeichen und der meistbesuchte Ort der gesamten Franche-Comté. Insgesamt stehen in Besançon 184 als „Monument historique“ klassifizierte Bauwerke. Kunstliebhaber kommen im über die Stadtgrenzen hinaus renommierten Museum der Schönen Künste auf Ihre Kosten. Außerdem ist die Stadt sehr grün; mir persönlich haben der am östlichen Ufer des Doubs gelegene Parc Micaud und der mitten in der Altstadt gelegene Parc Granvelle besonders gefallen. Ingesamt hat Besançon auch für zwei bis drei Tage genug zu bieten.

Selbst eine nicht unbedingt riesige Stadt wie Besançon bietet für GA-Piloten gleich zwei gute Flugplatzalternativen: zum einen den etwas größeren (IFR-zugelassenen) Flugplatz La Vèze (LFQM) und zum anderen den etwas kleineren VFR-Grasplatz Thise (LFSA). Die individuellen Vor- und Nachteile beider Plätze seien hier erläutert.

Thise (LFSA)

Besançon-Thise (LFSA) liegt ein paar Kilometer nordöstlich der Stadt. Trotz Graspiste und primärer Aeroclubfunktion ist der Platz „ouvert à la CAP“, also für den allgemeinen Verkehr, ohne PPR stets und ohne irgendwelche einschränkenden „Öffnungszeiten“ anfliegbar. Bei Rückfragen z.B. zum Pistenzustand oder zu Absprachen zwecks Tankens kann man sich natürlich trotzdem vorab an den Aeroclub du Doubs wenden. Insbesondere im Frühjahr, Winter und Spätherbst sind die Pisten recht häufig überflutet. Ansonsten sind sie mit knapp 1000 Meter ausreichend lang für fast alles. Es gibt keinen AFIS, allerdings gilt an dem Platz auch kein striktes „french-only“; man kann seine Positionsmeldungen also auch auf Englisch abgeben. Keine Angst, das Flugaufkommen ist eher überschaubar.

Der Anflug entlang des Tals des Flusses Doubs ist landschaftlich sehr schön. Motorflugzeuge benutzen ausschließlich die Nord-Piste, also die 06L/24R, welche ziemlich eben ist. Parken dürfen Gäste auch auf dem Asphaltvorfeld vor dem Hangar. Für Avgas-Flieger gibt es eine TOTAL-Tankstelle, allerdings ohne Carnet-Automat; daher benötigt man zum Tanken stets die Mithilfe von Personen vor Ort.. Bei Bedarf kann man in dem recht großen Hangar Platz für den Flieger bekommen. Sonst allerdings ist der Platz etwas heruntergekommen und trist. Allerdings kann man direkt am Südrand des Flugplatzes (man muss aber einmal um den Flugplaz herum marschieren im Sommer im Fluss Doubs baden!

Ein weiterer Punkt, der für LFSA spricht, ist, neben der angenehmen Tatsache, dass es hier keinerlei Lande- und Abstellgebühren gibt, dass man in gut 5 Minuten vom Platz aus zur nächsten Bushaltestelle gehen kann (Haltestelle "Horizon" der Linie 72; Google Maps hilft). Pläne und Zeiten für die Buslinien der Stadt gibt es hier. Es ist ja nämlich so, dass die Erfahrung in Frankreich gezeigt hat, dass Taxis nicht nur meist ziemlich teuer sind, sondern abgesehen davon auch in den Vororten der Städte und in ländlichen Gebieten teilweise schlicht gar nicht einfach zu bekommen sind. Leider ist die besagte Buslinie 72 sonntags nicht in Betrieb. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass ein Taxi am Sonntagmorgen von der City (Bahnhof) zum Flugplatz Thise ca. 24 Euro kostet.

La Véze (LFQM)

Nun zu dem „anderen“ Flugplatz der Stadt, La Vèze (LFQM). Er liegt minimal weiter von der City entfernt als Thise und befindet sich südöstlich der Stadt. Landschaftlich ist der Anflug über die sanften Hügel zu Fuße des Französischen Jura ebenso ein Genuss. Sonst hat er - neben der 1400 Meter langen Asphaltbahn und dem Umstand, dass es hier auch Jetfuel gibt - zunächst noch eine Reihe von weiteren Vorteilen:

1. IFR-Verfahren. Neben dem seit Jahren bestehenden NDB-Anflug gibt es auch RNAV-Anflüge, und zwar sogar mit LPV-Minima. Diese liegen allerdings relativ hoch – im günstigsten Fall 420 Fuß MDA und 1500 Meter RVR. Für den IFR-Abflug gibt es keine SIDs; man muss sich also zunächst selbst einen sicheren Abflugweg zurechtlegen.

2. Nachtflugbeleuchtung. Diese kann per PCL aktiviert werden; dies wiederum muss man aber vorab anmelden und kostet eine Extragebühr.

3. Englischsprachigen AFIS. Der AFIS-Dienst wird allerdings, wie an vielen kleineren Plätzen in Frankreich, nur wochentags vorgehalten (und auch dann nur zu relativ begrenzten Uhrzeiten). Wochenends gibt es keinen AFIS, wodurch dann „french-only“ gilt. Einigen (alten) Berichten zufolge wird dort auch manchmal Theater gemacht, wenn Piloten, die kein oder kaum Französisch können, außerhalb der AFIS-Zeiten fliegen und starten. Also, etwas aufpassen. Sie sehen, wenn man keinen Funk auf Französisch durchführen kann oder will ist LFSA eventuell die etwasbessere Alternative.

4. In La Vèze kann man mit PPR Zoll machen (für Flüge aus der oder in die Schweiz; Flüge von und nach UK sind nicht möglich).

Also: LFQM ist wirklich ein sehr schön gebauter, zweckgemäßer Verkehrslandeplatz mit fast allem, was man braucht. Ein weiterer Nachteil allerdings: es gibt fußläufig nicht wirklich einen brauchbaren Anschluss an das Busnetz. Für das Taxi (06 25 46 93 97 oder 03 81 88 80 80) muss man für die Strecke in das Stadtzentrum mit ca. 30-35 Euro rechnen. Die Landegebühr in La Vèze für Luftfahrzeuge mit bis zu zwei Tonnen MTOW ist gering; die Parkgebühren sind mit knapp 34 Euro für 24 Stunden (Zweitonner) allerdings ziemlich hoch (Eintonner die Hälfte). Auch ein Restaurant gibt es am Platz (oder in unmittelbarer Umgebung) leider nicht. Getränke bekommt man meist von der lokalen Flugschule. In 15 Minuten Gehdistanz, im Örtchen La Véze, gibt es aber ein Restaurant ("Le Vèzois"). Mietwagen können mit Vorbestellung aus dem Stadt herbeigebracht werden.

Kommen wir nun zu den weiteren von mir besuchten Orten und Flugplätzen der Franche-Comté; zu den Flugplätzen sei gesagt, dass für sie allesamt kein grundsätzliches „french-only“ gilt und man daher wenn es nicht anders geht den Platzfunk regelkonform auch auf Englisch durchführen kann.

Dôle-Tavaux (LFGJ)

Früher war Dôle einmal die Hauptstadt der Franche-Comté. Und sie gilt durchaus als sehr sehenswert. Sie grenzt direkt an die Nachbarregion Burgund, liegt aber eben noch in der historischen Region Franche-Comté. Der Flughafen gilt als unproblematisch, freundlich und relativ günstig (nur Parken ist etwas teurer), obwohl der vorwiegend auf Ryanair ausgerichtet ist. Daher gibt es (mit PN) natürlich auch Zoll.Vorsicht: Außerhalb der (allerdings recht großzügigen) AFIS-Zeiten ist für Externe hier ohne besondere Erlaubnis kein Starten und Landen erlaubt!

Es gibt kein Restaurant am Platz, sondern nur einfachste "Verpflegung" (nicht zu enpfehlen). Die IFR-Anflüge gehen hier nur auf die Piste 05, so dass man bei schlechtem Südwestwetter ggf. circeln muss. Avgas 100LL gibt es von einer BP-Tanke, man kann ohne BP-Card auch mit Kreditkarte zahlen. Man kann z.B. von Avis ein Auto zum Platz bringen lassen. Achtung: der Turm macht samstags und sonntags eine einstündtige Mittagspause; während dieser gilt natürlich "french-only" für den Funk.

Montbéliard-Courcelles (LFSM)

Ca. 65 km nordöstlich der Regionshauptstadt Besançon und damit schon direkt an der Burgundischen Pforte und unweit des Elsass liegt ein weiteres, allerdings kleineres Städtchen: Montbéliard. Der am südwestlichen Stadtrand gelegene Flugplatz ist von der Ausstattung und den Dimensionen her La Vèze sehr ähnlich. Den RNP-Anflug gibt es hier aber nur mit (relativ hohen) LNAV-Minima; außerdem noch einen steinzeitlichen NDB-Anflug. Außerdem gibt es bezüglich Pistenwahl sowie An- und Abflugverfahren ein paar Einschränkungen, welche mit der Hindernissituation westlich des Platzes zusammenhängen. Auch hier gibt’s am Wochenende leider kein AFIS und somit gilt zumindest dann „french-only“. Die Tankstelle ist self-service und kann man mit Kreditkarte gefüttert werden; man kann also H24 selbstständig tanken! Zugang zum Flugplatzgelände bekommt man, indem man an dem Schloss an der Tür die Platzfrequenz eingibt.

Dass eine solche Stadt mit nur 26.000 Einwohnern überhaupt einen solch einen modernen und gut ausgestatteten Flugplatz hat, ist wohl unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass der Autobauer Peugeot am Rande von Montbéliard sein Stammhaus hat. Es ist mit PPR Zoll möglich (für Schweiz-Flüge sehr sinnvoll), aber keine Schengen-Einreise.

Großer Vorteil dieses Platzes für „Flugreisende“: man kann aufgrund der Stadtnähe mit einem ca. 25-minütigen Fußmarsch direkt in die Altstadt laufen, ist also nicht unbedingt auf öffentliche Verkehrsmittel und Taxis angewiesen. Wer ein Klapprad hat, ist natürlich noch besser dran. Die Stadt war übrigens 400 Jahre lang dem Hause Württemberg zugehörig. Es gibt Bauwerke, die an die einstige Herrschaft erinnern, insbesondere das mitten in der Altstadt liegende Château des Ducs de Wurtemberg. Auch die Kirche Saint-Maimboeuf sowie die Gegend rund um den Place St. Martin sind recht schön. Außerdem lohnt wie fast überall in Frankreich auch hier ein Besuch der städtischen Markthalle („Les Halles“).

Belfort und der Flugplatz Belfort-Chaux (LFGG)

Als noch etwas sehenswerter und atmosphärischer empfand ich allerdings das nahe, ebenfalls nordöstlich von Besançon liegende Belfort. Obwohl die Stadt doppelt so groß ist wie Montbéliard, hat sie „nur“ einen einfachen VFR-Flugplatz mit Grasbahn und ohne AFIS (aber auch hier: „ouvert à la CAP“ und somit keinerlei PPR erforderlich). Er liegt sieben Kilometer nördlich der Stadt und damit direkt am Rande der südlichen Ausläufer der Vogesen. Allerdings gibt es eine gute Anbindung an die Stadt mittels Linienbus (leider nur niccht sonntags). Außerdem ergibt sich einen landschaftlich sehr schöner Anflug; wegen der nahen Berge wird in der Regel auf der Piste 18 operiert. Besonders schön an Frankreich empfinde ich, dass die „kleinen“ AL-Pisten ganz überwiegend nicht ganz so knapp bemessen sind wie es oft in Deutschland und der Schweiz der Fall ist; die Bahn ist auch hier 920 Meter lang, breit, hindernisfrei und somit ebenfalls für fast alle GA-Maschinen geeignet. Keine Angst, die Pistenoberfläche ist wirklich gut und gepflegt (der Taixway ist etwas holprig).

Der örtliche Club betreibt Motorflug, Segelflug und UL. Auch hier: keine Lande- oder Parkgebühren. Die Tankstelle ist von TOTAL, aber leider ohne Self-Service-Terminal für die TOTAL-Card, so dass man zum Tanken auf Hilfe vom Club angewiesen ist. Neben dem Hangar gibt es ein kleines Restaurant, das aber seit Anfang 2022 leider geschlossen ist.

Eine Bushaltstelle (Sermamagny) liegft nur 400 Meter vom Abstellplatz und vom Restaurant entfernt. Buspläne gibt es unter www.optymo.fr.

Auch die Altstadt von Belfort wird von einer mächtigen Zitadelle überragt. Zur Sicherung der Grenzen des französischen Konigreichs hatte der Sonnenkönig, Ludwig XIV, auch hier den Festungsbaumeister Vauban mit dem Ausbau der städtischen Festungsanlagen beauftragt. Diese hielten erfolgreich mehreren Belagerungen statt, zuletzt 1870 durch das preußische Heer. Diese militärische Großtat wurde durch den Bildhauer Fréderic-Auguste Bartholdi zwischen 1875 und 1880 in einem gigantischen Werk verewigt: am Fuße der Zitadelle entstand, mit Blick auf die Vogesen, das Elsass und den Jura, ein gewaltiger Löwe aus rotem Sandstein – heute natürlich das Wahrzeichen der Stadt. Die Zitadelle kann bestiegen und besichtigt werden.

Unten, in der Altstadt, sind die Place d'Armes sowie die unmittelbaren Seitenstraßen sehenswert; insbesondere abends gibt es von den Cafès des Platzes aus tolle Blicke auf die sonnenbeschienenen Mauern der Zitadelle. 

Von Belfort aus kann man außerdem in recht kurzer Zeit mit dem Auto zum mit 1424 Metern ü. N. N. höchsten Berg der Vogesen, dem Großen Belchen („Grand Ballon“) fahren.

Insgesamt ist Belfort einen Kurzausflug absolut wert. Von z.B. Egelsbach aus sind es hierhin gar nur 165 Meilen auf dem Großkreis, also selbst in kleinen, einfachen GA-Maschinen nicht mehr als ca. eineinhalb Flugstunden entfernt.
                                                                                                  
Pontarlier (LFSP)

Pontarlier hingegen liegt ca. 50 Kilometer südöstlich von Besançon, im nördlichen Teil des Französischen Jura und damit nur noch knapp 20 km von der Grenze zur Schweiz entfernt. Und tatsächlich, man merkt die Nähe der Schweiz;  an der Landschaft, dem Ambiente, der Küche und der Architektur.

Pontarlier liegt 837 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit nach Briançon bereits die zweithöchste Stadt Frankreichs. Sie und ihre Umgebung bieten ein umfangreiches Freizeit- und Sportangebot im Sommer wie im Winter.

Der Flugplatz ist wiederum von der Sorte „reiner Clubflugplatz“, d.h. es gibt keine IFR-Verfahren und keinen TWR oder AFIS-Dienst. Somit auch keine Lande- oder Parkgebühren. Dafür eine 1000 Meter lange Asphaltpiste, die aber bei fast 2700 Fuß Platzhöhe insbesondere im Sommer auch gebraucht wird. Im Winter hingegen wird die Pistenräumung vom Betreiber nicht garantiert; dies wäre so ein Fall wo ein voriger Anruf beim Aeroclub de Pontarlier Sinn machen würde. Im Anflug kann man in südlicher und östlicher Richtung schon die teilweise über 5000 Fuß hohen Berge des Französischen und Schweizer Jura sehen. „Preferred runway“ ist in LFSP die 02. Mit 12 Stunden Voranmeldefrist kann man in Pontarlier Zoll (für Flüge von und in die Schweiz) machen; hierfür ist dieser Platz bei Schweizer Piloten sehr beliebt. Leider ist dieser Platz "FR-only", so dass man bei An- und Abflug ein paar Funkphrasen auf Französisch parat haben sollte.

Am Rande des Vorfelds steht eine Tankstelle von TOTAL mit Self-Service-Terminal, sprich mit der TOTAL-Card kann man gänzlich selbstständig 100LL tanken. Ansonsten ist außer etwas Clubbetrieb hier eher wenig los; es gibt direkt am Platz kein Restaurant.

Positiv: auch Pontarlier ist einer jener Plätze, von denen aus man die Stadt zu Fuß erreichen kann: vor zur Hauptstraße, dann zunächst über den Kreisverkehr hinweg und dann immer geradeaus; dauert ca. 25 Minuten (der weg führt allerdings überwiegend durch's etwas hässliche Gewerbegebiet). Dann wird man allerdings gleich mit einem Blick auf die sehr schöne Altstadtpforte Saint-Pierre belohnt. Sehenswert, da besonders, ist auch die Kirche St. Bénigne. Sonst ist Pontarlier an sich nicht so sehr aufregend. Verlockender ist eher das Angebot des Umlands: Pontarlier ist Wintersportort; vor allem Langlauf wird viel betrieben. Durch die Nähe des Flusses Doubs und der beiden Seen Lac de Saint-Point (immerhin der drittgrößte natürliche See Frankreichs) und Lac de Remoray gibt es auch ein großes Angebot an Wassersportarten. Man kann übrigens in o.g. Gewerbegebiet (800 Meter vom Flugplatz) Autos leihen. Vor allem aber gibt es gleich am Beginn des Weges Richtung Stadt ein brauchbares Ibis-Hotel. Pontarlier eignet sich also auch sehr gut für günstige, unkomplizierte Nachtstopps, z.b. auf dem Weg nach oder von Südfrankreich.

Wer übrigens bei einem Besuch einmal mit dem Auto zwischen Pontarlier und Besançon unterwegs sein sollte, muss unbedingt einmal das westlich von der Bundesstraße 57 abzweigende Tal der Loue entlangfahren. Berühmtestes Fotomotiv dieser Gegend ist der Blick über das pittoreske Dorf Lods. Auch aus dem Flugzeug ist das schön anzuschauen.

Weitere Orte in der Franche-Comté

Die Region bietet noch weitere Städtchen und dazugehörige Flugplätze. Genannt seien:

  1. Lons-le-Saunier (Flugplatz: LFGL). Ein kleines, hübsches Städtchen, ca. 50 Kilometer westlich von Besançon. Avgas gibt es nur über den Club. Keine Gebühren.
  2. Vesoul-Frotey (Flugplatz: LFQW). Der Platz ist unproblematisch, hübsch auf einem Hügel gelegen. Er ist (mit Anmeldung) sogar Zollplatz für Flüge aus und in die Schweiz. Das Städtchen aber nichts so besonders. Keine Lande- oder Parkgebühren. TOTAL-Tanke ohne Automat. Nur eine Bar, kein Restaurant am Platz. French-only! Je nachdem ob in Betrieb muss der Luftraum von Luxeil LFSX (militärisch) beachet werden.

Das außerdem recht hübsche Bäderstädtchen Luxeuil hat leider keinen eigenen Flugplatz, sondern nur einen Militärflughafen (LFSX), der leider meines Wissens nicht zivil mitgenutzt werden kann. 

Empfohlen sei Besuchern der Region auch, mit einem Mietauto das Tal des Flusses Doubs entlangzufahren (oder entlangzufliegen), z.B. von Besançon aus in Richtung Baume-Les Dames.

Wer sich nicht nur fliegerisch auf seinen Flug in die Franche-Comté vorbereiten, sondern sich auch kulturell etwas einstimmen möchte, dem sei das Buch „Liebenswerte Franche-Comté“ von André Besson (ISBN 978-2-7373-4516-6) empfohlen; die Mischung aus geschichtlichen, geographischen und praktischen Hinweisen passt.


© Philipp Tiemann
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